
Der höchste Berg der Schweiz - je nach Ansicht kommt dieser Titel dem Dom oder der Dufourspitze zu. Mit 4.545 Metern ist der Dom der höchste vollständig in der Schweiz liegende Berg, während die Dufourspitze mit ihren 4.634 Metern den insgesamt höchsten Gipfel der Schweiz und zugleich auch den zweithöchsten Hauptgipfel der Alpen bildet. Besteigt man beide Berge, erreicht man also auf jeden Fall das Dach der Schweiz.
Auf den Dom wählten wir als Route den Festigrat, eine der vielen berühmten Grattouren im Wallis, mit Ausgangspunkt bei der Domhütte. Ca. 1.600 Höhenmeter, Kletterstellen bis zum III. Grad und Firn / Eis bis 40° gilt es bis zum Gipfel zu überwinden. Zur Schwierigkeitsbewertung auf der SAC-Hochtourenskala finden sich in der Literatur unterschiedliche Angaben, meist etwa PD+ oder AD-, wobei die niedrigere Bewertung eher nur bei besten Verhältnissen zutrifft. Die Dufourspitze über den Normalweg von der Monte Rosa Hütte aus fordert etwa 1.750 Höhenmeter und leichte Kletterei am Gipfelgrat, den man über eine 40° steile Firnflanke erreicht. Insgesamt ist die Tour mit AD- bewertet.
Spätestens im Sommer 2023, als ich im Monte Rosa-Massiv meine ersten Viertausender bestiegen hatte, zog mich die Dufourspitze in ihren Bann. Auf diesem Gipfel wollte ich unbedingt einmal oben stehen. Auch, weil ich mir als Ziel gesetzt hatte, die Seven Summits der Alpen zu besteigen, das heißt, die höchsten Gipfel der sieben Alpenländer. Mit dem Erreichen der Dufourspitze fehlen nun noch der Mont Blanc in Frankreich, der Triglav in Slowenien und die Grauspitz in Liechtenstein.
Bevor man einen Berg von diesem Format angeht, sollte man sich davor gut aklimatisieren - das weiß ein guter Bergsteiger und ich eigentlich auch. So ganz schlau war es in dieser Hinsicht nicht, zur Aklimatisierung auf den Dom zu gehen. Nichtmal 100 Meter niedriger, die Luft ist dort oben genau so dünn wie auf der Dufourspitze. Wird schon gut gehen, dachten wir. Nun ja, Details dazu später. Nur so viel: Beim nächsten Mal plane ich das Aklimatisieren etwas besser.

Die Hängebrücke im Zustieg

Weisshorn und Bishorn

Matterhorn
Das war dieses Mal aber tatsächlich nicht so einfach. Am 05. August hatte ich meine letzte Prüfung gehabt, die fünf Kollegen, die bei den Hochtouren dabei sein wollten, hatten nur Anfang August Zeit. Das bedeutete, am Nachmittag nach der Prüfung ging es direkt ins Wallis, am Tag später zur Hütte und nochmal einen Tag danach auf den Dom. Bessere Vorbereitung lies das Zeitfenster nicht zu. Dass von den fünf Partnern am Ende verletzungsbedingt nur zwei, Ruben und Felix, übrigen blieben, änderte daran auch recht wenig. Stattdessen hatte das Ganze den Effekt, dass ich, der ebenfalls angeschlagen war und Probleme mit dem linken Fuß hatte, einen gewissen Druck verspürte die Tour mitgehen zu müssen, weil Ruben nicht in einer Zweierseilschaft auf den Gletscher gehen wollte. Zum Glück bereitete mir der Fuß während den Touren aber auch keine Probleme mehr. Das Ergebnis fehlenden Trainings machte sich jedoch sehr wohl bemerkbar.
Zur Besteigung des Doms starteten wir am Campingplatz in Randa im Mattertal. Einem Wanderweg folgt man hier Richtung Europahütte. Auf dem Weg überquert man die Charles-Kuonen-Hängebrücke und folgt dem Steig weiter bis sich dieser teilt. Eine Abzweigung führt nun zur Domhütte. Über steiler werdendes Gelände und versicherte Steige erreicht man schließlich die Hütte auf 2.940 Metern.
Technisch ist dieser Teil noch nicht anspruchsvoll, mit schwerem Rucksack aber durchaus kraftraubend. Ich merkte hier bereits, dass ich konditionell wenig überraschend nicht bei 100 Prozent war, war mir aber sicher, dass am nächsten Tag mit aufgewärmten Muskeln und leichterem Rucksack die Sache schon ganz anders aussehen würde.
Den Nachmittag und Abend ließen wir zunächst auf der Terasse bei einem Getränk, später in der Hütte beim Abendessen ausklingen. Am nächsten Tag sollte der Wecker um 3 Uhr klingeln, deshalb legte ich mich recht früh schlafen. Jedoch nicht, ohne vorher noch das schöne Abendrot anzuschauen. Panoramamäßig war allein die Domhütte schon ein Ausflug wert - mit dem Matterhorn und dem Weißhorn sind zwei Giganten der Walliser Alpen hier eindrucksvoll zu sehen, die abends nochmal ganz besonders erstrahlen.
Am nächsten Morgen dann der Start gegen 4:00 Uhr. Zunächst über eine steinigen, bröseligen Weg zum Gletscher. Dort zogen wir die Steigeisen an, seilten uns an und dann schon der erste Fauxpas - ich Genie hatte meine Handschuhe, die ich mir extra noch zurecht gelegt hatte, auf der Hütte vergessen. Das war nicht nur ungünstig, sondern mal so richtig dämlich. Mit abgefrohrenen Fingern den Pickel noch richtig zu halten oder am Fels nicht abzurutschen ist nicht so einfach, aber essenziell für die Sicherheit. Zum Glück hilft man sich unter Alpinisten und eine Seilschaft hatte ein zusätzliches Paar Handschuhe dabei, das ich mir für diesen Tag leihen konnte.
Am Festijoch

Dom mit Festigrat (links)

Nadelgrat
Auf dem Gletscher ging es dann weiter bis zum Festijoch. Nach etwas Kletterei hat man hier die Wahl, auf der anderen Seite wieder zum Gletscher abzusteigen und über den Normalweg den Gipfel anzugehen, oder nach rechts den Festigrat zu nehmen. Wir wählten die zweite Variante.
Die Kletterei am Grat ist meist vergleichsweise einfach, so konnten wir fast alles ohne Seil gehen. Man kann natürlich auch sichern, immerhin ist der Grat stark ausgesetzt, abstürzen sollte man hier nicht. Das muss aber letztlich jeder für sich selbst entscheiden. An einer Stelle zumindest sicherte mich Ruben am Seil - den weiten Zug dort traute ich mir ohne Sicherung nicht zu.
Während am frühen Morgen das Wetter noch vielversprechend ausgesehen hatte, zog es mittlerweile zu. Der Grat war vollständig in den Wolken und die Sicht stark begrenzt. Für die Tour an sich war das nicht weiter schlimm, das Panorama am Gipfel litt aber darunter. Bevor wir diesen erreichten hatten wir noch einige Höhenmeter vor uns. Gerade hatten wir etwa 4.000 Meter erreicht, da begann ich stark die Höhe zu spüren. Die Oberschenkel wurden schwerer, der Puls stieg deutlich an. Felix zwang mich quasi dazu, einen Riegel zu essen - was ja objektiv gesehen auch völlig richtig war - allerdings hatte ich das Gefühl, nichts essen zu können, ohne dass mir direkt schlecht davon werden würde. Irgendwie ging es nach einer etwas längeren Pause dann doch weiter. Über eine Firnflanke, etwa 40° steil und im Gegensatz zu allen Infos, die wir hierzu hatten, ohne Blankeis, stiegen wir auf allen Vieren, den Pickel immer gut ins Eis schlagend, weiter auf.
Derweil gab es genug Gelegenheiten, um über alle Qualen nachzudenken. Noch 250 Höhenmeter. Atemfrequenz erhöhen, um genug Sauerstoff zu bekommen. Nochmal etwas essen, nochmal etwas trinken. Und weiter geht's. Immer wieder kurz stehen bleiben, um sich nicht zu überlasten. Jetzt noch ein paar Minuten zusammenreißen, um den Gipfel zu erreichen. So schnell, bekomme ich die Gelegenheit nicht nochmal. Noch 200 Höhenmeter. Der Puls wird noch höher. Mental und körperlich war ich am Limit, viel mehr ging nicht mehr. Weiter gehen, die müden Beine irgendwie bewegen. Die Zeit vergeht langsam, sehr langsam. Jetzt müssten wir es doch gleich haben, oder? Nein, noch 100 Höhenmeter.
Nach einer gefühlten Ewigkeit war es tatsächlich geschafft - das Gipfelkreuz war endlich zu sehen. Nur noch ein etwa 10 Meter langer schmaler Firngrat war zu überwinden. Ich musste mich mehr konzentrieren, als mir lieb war, um hier keinen falschen Tritt mehr zu setzen. Danach war schließlich der Gipfel erreicht! Das obligatorische Gipfelfoto wurde natürlich geschossen, ansonsten hielt sich die (oder zumindest meine) Euphorie in Grenzen. Man sah ja genau nichts um sich herum. Alles weiß - so ist das halt in den Bergen, man hat nicht immer Glück mit dem Wetter. Immerhin hatte es nicht gewittert, anders als die Wettervorhersage ein paar Tage vorher noch hatte vermuten lassen. In meinem Kopf drehte sich alles vor allem um folgenden Gedanken: Ich musste jetzt noch 1.600 Höhenmeter absteigen. Na das wird lustig. Zumindest ging es über den Normalweg bergab, technisch gab es somit keine Schwierigkeiten mehr. Bergab laufen geht natürlich auch immer sehr viel einfacher, besonders wenn viel Schnee auf dem Gletscher liegt.

Dom und Täschhorn

Matterhorn

Am Morgen bei der Domhütte
Bergab ging ich vor. Als leichtester in der Seilschaft würde ich bei einem Spaltensturz nicht die ganze Gruppe mitziehen. Die ersten 300 Höhenmeter waren schnell geschafft. Aber dann brauchte ich die nächste Pause - die Höhe setzte mir nach wie vor zu und ich fühlte mich mittlerweile nur noch leer, ich spürte gar nichts mehr. Keinen Hunger, obwohl ich dringend Energie brauchte, keine Müdigkeit in den Beinen. Nur Leere. Nach gut 20 Minuten Pause, einem Gel und etwas Wasser gingen wir weiter - einerseits half das Gel, andererseits fühlte ich mich mit jedem Meter, den wir abstiegen wieder besser. Der Sauerstoffgehalt in der Luft stieg langsam wieder. Wenn ich bei dieser Tour eines gelernt habe, dann dass ich nie wieder einen 4500 Meter hohen Berg ohne Aklimatisierung besteigen werde. Mir war zwar vorher schon klar, dass das nicht all zu intelligent sein dürfte - die Auswirkungen hatte ich dennoch komplett unterschätzt. Ein niedrigerer 4000er oder hoher 3000er ist das nächste Mal obligatorisch. Sonst geht der Genuss der Tour ziemlich abhanden. Gefährlich war die Tour zu keinem Zeitpunkt, Trittsicherheit ect. ging mir nicht ab, nur konditionell setzte mir der Dom ziemlich zu.
Kurz vor dem Festijoch dann noch eine Hürde: Die Wegfindung. Wir brauchten etwas länger, einen Weg durch das Spaltenlabyrinth des Gletschers zu finden. Auch, weil wir diesen vom Aufstieg nicht kannten. Nach etwas Suche gelangten wir schließlich zurück zum Festijoch. Die ersten Meter kletterten wir hier noch runter, den Rest seilten wir ab - einige Stellen im unteren Teil des Felses waren schon im Aufstieg nicht ganz einfach gewesen.
Der Rückweg über den Gletscher, wo nicht mehr viel passierte, und über den Geröllteil zur Hütte fühlte sich noch einmal ewig an. Ich war ja nach wie vor dem Ende nahe und wollte mich einfach nur noch hinlegen, was ich etwa eine Stunde später auch endlich machen konnte. Die Freude über den Gipfel stellte sich erst am Abend ein, als ich mich wieder halbwegs erholt hatte.Am nächsten Tag ging es wieder ins Tal. Ruben und Felix hatten es eilig und ich konnte nichtmal mehr bergab mithalten. Mal wieder völlig geschafft, kam ich am Parkplatz mit zitternden Beinen und weichen Knien an. Wie sollte ich es in dem Zustand auf die Dufourspitze schaffen? Objektiv betrachtet war ich am Abstieg auch sehr schnell, Felix und Ruben waren aber in einem Tempo unterwegs, dass mich vollumfänglich an meiner Fitness zweifeln ließ. Ob ich die Tour überhaupt mitgehen würde, wollte ich in den nächsten beiden Tagen entscheiden. Nun stand erstmal ein Ruhetag in Zermatt an, ein bisschen Zeit, wieder zu Kräften zu kommen.

Wegweiser zur Monte Rosa Hütte

Matterhorn mit Riffelsee

Ein Steinbock

Castor und Pollux

Gletscherspalten des Gornergletschers

Monte Rosa und Liskamm
Am nächsten Tag fuhren Ruben und ich mit der Gornergratbahn bis zur Station Rotenboden, von der aus wir zur Monte Rosa Hütte wandern wollten. Währenddessen legte Felix auch diesen Teil zu Fuß zurück. So hatten Ruben und ich noch etwas Zeit, die Aussicht auf all die Viertausender, u.a. Nordend, Dufourspitze, Liskamm, Castor und Pollux zu genießen, sowie insbesondere auf das Matterhorn, das sich wunderschön im nahegelegenen Riffelsee spiegelte.
Als Felix letztlich auch am Riffelsee ankam, starteten wir in Richtung Monte Rosa Hütte. Diese liegt zwar nur wenig höher als die Station Rotenboden, allerdings geht es auf dem Weg erst ca. 400 Höhenmeter bergab und dann wieder bergauf. Zunächst steigt man bis zum Gornergletscher ab, den man beim Hüttenzustieg überqueren muss, später über felsiges Gelände und einige Gletscherbäche weiter zur Hütte.
Da ich mich mittlerweile wieder gut fühlte, entschied ich, auf die Dufourspitze mitzugehen. Davor stand aber ein ruhiger Nachmittag bzw. Abend auf der Monte Rosa Hütte an - die Hütte ist sehr schön gelegen, direkt oberhalb des Gornergletschers mit Blick direkt auf das Matterhorn. Den beeindruckenden Sonnenuntergang schaute ich mir allerdings erst am nächsten Tag an - an diesem ging es stattdessen wieder direkt nach dem Abendessen ins Bett. Es stand eine kurze Nacht bevor, die Tour auf die Dufourspitze sollte bereits um 3:00 Uhr starten.
Gesagt getan: Nach dem Frühstück um 2:00 Uhr ging es los. Die ersten ca. 400 Höhenmeter steigt man über Blockgelände zum Beginn des Gletschers auf. Dieser Teil ist mit Stangen markiert, die das Licht der Stirnlampen reflektieren. Diesen folgt man, bis man am Gletscher ange-langt. Diesen erreichten wir noch ganz im Dunkeln - deshalb, und weil der Gletscher im unteren Teil noch recht spaltenreich ist, war die Wegfindung hier nicht ganz einfach. Beim Überqueren einer Spalte, trat ich direkt dahinter auf eine Schneebrücke, die ich etwas stabiler eingeschätzt hatte, als sie letztlich war. Ich brach etwa 30 Zentimeter ein, was erstmal nicht weiter schlimm war. Blöd nur, dass sich der Kipphebel von meinem rechten Steigeisen so im Eis verfangen hatte, dass ich nicht den Fuß nicht mehr aus dem Eis heraus bekam. Nach etwa fünfzehn Minuten des vergeblichen Versuchens, irgendwie wieder aus der Spalte zu entkommen, und starker aufkommender Nervosität schafften es Felix und Ruben, mich aus der Spalte herauszuziehen.

Morgendämmerung mit Breithorn, Matterhorn und Dent Blanche

Mischabelgruppe zum Sonnenaufgang

Nordend (links) und Dufourspitze (rechts)

Weisshorngruppe
In der Folge mussten wir fast keine Spalte mehr überqueren und der Weg wurde deutlich einfacher. Insgesamt war der Anstieg außerdem nicht besonders steil, sodass die Tour bis zum Gipfelgrat gut zu gehen war. Die 1.800 Höhenmeter waren natürlich konditionell herausfordernd, jedoch fühlte mich deutlich besser als noch drei Tage zuvor am Dom.
Mittlerweile hatte auch die Dämmerung eingesetzt, es wurde heller und der Himmel färbte sich rosa, mit dem dunkelblauen Schatten der Berge darunter, später erstrahlten die umliegenden Berge goldgelb im ersten Sonnenlicht - eine atemberaubende Stimmung. Mit diesem Panorama verflogen die Höhenmeter schneller als gedacht. Bald erreichten wir die Firnflanke, die zum Gipfelgrat heraufführt. Hier legten wir nochmal eine Pause ein, dann stiegen wir zum Grat auf. Hier erwartet den Bergsteiger zunächst Felsgelände mit leichter Kletterei, woran sich ein schmaler Firngrat anschließt. Nach diesem wiederum gelangt man wieder auf Fels, dieses Mal mit Kletterei bis zum II. Grad. Wir sicherten den Grat am kurzen Seil ab und legten das Seil immer wieder um Felsköpfe herum. Mir persönlich wäre dieser Grat ohne Seil zu heikel gewesen, da es links und rechts weit nach unten geht und Klettern mit Steigeisen immer etwas anspruchsvoller ist als ohne. Auch hier muss jeder und jede für sich selbst entscheiden, ob er / sie den Grat absichert oder frei geht.

Blick Richtung Mont Blanc und Matterhorn

Nordend mit Berner Alpen im Hintegrund

Blick nach Osten

Mont Blanc

Liskamm und Gran Paradiso im Hintergrund

Signalkuppe mit der Capanna Margherita
Die Schlüsselstelle bildet ein Felsstück mit Kletterei im III. Grad. Diese ist aber mit einem Fixeil entschärft. Wenig später steht man endlich auf dem höchsten Punkt der Schweiz.
Anders als am Dom hatten wir dieses Mal das beste Wetter erwischt. Die Sicht vom Gipfel war umwerfend, man sieht hier unter anderem Mont Blanc, Liskamm, Matterhorn, Dom, Weisshorn, Signalkuppe, Gran Paradiso, Aletschhorn, Mönch und Finsteraarhorn - um nur einige Viertau-sender zu nennen. Die Tiefblicke ins Tal unterhalb der Monte Rosa-Ostwand sind ebenso beeindruckend, weiter konnte man im Dunst südöstlich den Lago Maggiore erkennen.
Den Gipfelerfolg genossen wir eine Weile, ehe wir uns vom Grat knapp unterhalb des Gipfels zum Silbersattel zwischen Dufourspitze und Nordend abseilten. Das Nordend bestiegen wir nicht mehr. Einerseits aus Zeitgründen, andererseits weil sogar Ruben, und ich ja sowieso, mittlerweile ziemlich erschöpft waren: Jetzt nochmal über den wirklich schmalen Grat zum Nordend aufsteigen, wollten wir nun nicht mehr. Zum Abseilen sind hier einige Stände eingerichtet, alle im Abstand von etwa 20 Metern. Daher ist ein 40 Meter-Seil hier ausreichend.
Bergab ging es dann deutlich schneller. Der Schnee war mittlerweile weicher und so konnten wir den Berg quasi runter rutschen, später endete manche Schlitterpartie über die letzten Schneefelder auch mal auf dem Hosenboden. Nach etwa elf Stunden erreichten wir wieder die Monte Rosa Hütte. Dieses Mal deutlich glücklicher als nach der Besteigung des Doms. Der Rest des Tages wurde erst bei einem guten Kuchen auf der Terasse, später in Form eines Mittagschlafes zum Regenerieren genutzt. Nach dem Abendessen schauten wir uns wie erwähnt den herrlichen Sonnenuntergang an.

Das Matterhorn im letzten Licht

Nordend und Dufourspitze beim Alpenglühen

Sonnenuntergang über dem Gornergletscher

Die letzten Sonnenstrahlen
Am letzten Tag stand der Abstieg ins Tal an. Felix war bereits in der Nacht losgegangen, weil er zu Hause noch ein paar Dinge zu erledigen hatte. Ruben und ich stiegen später ab. Die Belastung der letzten Woche steckte mir in den Knochen, weshalb ich nicht ganz mehr ganz so schnell wie Ruben voran kam. Ihm schien das Ganze gar nichts ausgemacht zu haben.
Beim Rotenboden ließen wir die Bahn rechts liegen und legten den Weg nach Zermatt zu Fuß zurück. Mittlerweile meldeten sich die Schmerzen im linken Fuß wieder, das machte aber jetzt nichts mehr aus. Als wir endlich im Tal ankamen war ich dennoch mehr als froh, nun auch die wirklich letzten Meter geschafft zu haben. Insgesamt kann ich mit der Hochtourenwoche mehr als zufrieden sein: Mein Fitnesslevel war nicht so hoch, wie ich es gerne hätte, geschuldet der Probleme mit dem linken Fuß. Zwei Wochen nach der Tour wurde ich zudem krank, wobei sich heraus stellte, dass ich von diversen Corona-Infektionen in den vergangenen Jahren auch wenige Corona-Langzeitfolgen davon getragen habe, was im Nachhinein die eher schlechte Kondition erklärt. Die fehlende Aklimatisierung am Dom hatte zusätzlich zugesetzt, aber letztendlich habe ich beide Gipfel und damit zwei sehr große Ziele erreicht. Insbesondere die Besteigung der Dufourspitze lief wirklich gut. Aus den Fehlern dieser Woche kann ich hingegen viel lernen.

Monte Rosa Hütte

Am Beginn des Gornergletschers
