Mit 3.798 Metern Höhe ist der Großglockner der höchste Berg Österreichs. Zugleich ist er der zweitprominenteste und -dominanteste der gesamten Alpen, jeweils nach dem Mont Blanc. Der Normalweg auf den Großglockner führt von der Adlersruhe über das Glocknerleitl (40°) und den Kleinglockner zum Gipfel. Die Hochtour ist mit PD, also "peut difficile", d.h. wenig schwierig, bewertet. Die Schwierigkeiten im Klettern gehen nicht über den zweiten Grad hinaus.
Da ich zum Zeitpunkt der Tour noch nicht über viel Hochtourenerfahrung verfügte, meldete ich mich hierfür für eine von Alpine Welten geführte Tour an. Mit den zwei weiteren Teilnehmern traf ich mich am Vortag beim Lucknerhaus (1.920 m). Von dort stiegen wir in ca. zweieinhalb Stunden zur Stüdlhütte auf 2.802 Metern auf. Der Großglockner wollte sich uns noch nicht zeigen. Es war stark bewölkt und leider sollte das für den Rest des Wochenendes auch so bleiben. Den vollständigen Berg bekamen wir so nicht ein einziges Mal zu Gesicht. Nur am späten Nachmittag verzogen sich die Wolken ein wenig, was wenig brachte, wenn man sich zu dem Zeitpunkt an einem Ort befand, von dem der Berg ohnehin nicht zu sehen war.
Am Abend trafen wir uns auf der Stüdlhütte mit dem Bergführer. Meiner Meinung nach war die Stüdlhütte eine der besten Hütten, auf der ich bisher übernachtete. Vor allem das Abendessen glänzte: Viergängemenü mit dreierlei Hauptgängen und diversen Desserts wie z.B. Tiramisu gab es auf einer Berghütte eher selten, das war echter Luxus. So konnte man bestens gestärkt die Tour angehen. Nach dem Abendessen folgte noch eine kurze Besprechung der Tour, wonach es es direkt ins Bett ging. Schließlich sollte der Wecker am nächsten Tag um 4:00 Uhr klingeln. 
Am Mittag auf der Stüdlhütte
Am Mittag auf der Stüdlhütte
Sonnenuntergang
Sonnenuntergang
Ein ruhiger Abend auf der Hütte
Ein ruhiger Abend auf der Hütte
Am nächsten Morgen ging es nach dem Frühstück gegen 5:00 Uhr direkt los. In gut einer halben Stunde gelangten wir von der Hütte zum Kötnitzkees, dem Gletscher am Fuße des Großglockners.  In der Zwischenzeit war es langsam hell geworden. Wie so oft auf Hochtouren beeindruckte auch hier die Morgenstimmung, die durch die vielen Wolken und Nebelschwaden etwas Mystisches an sich hatte.
Da Anfang Juli noch recht viel Schnee auf dem Gletscher lag, gingen wir den ersten Teil über das Kötnizkees ohne Steigeisen und Seil. Später, im steiler werdenden Firn, seilten wir uns an und stiegen weiter auf. Über einen kurzen und recht einfachen Klettersteig erreichten wir die Adlersruhe. Auf der dortgelegenen Erzherzog-Johann-Hütte legten wir noch eine kurze Pause ein, zogen dann die Steigeisen an und gingen weiter in Richtung Gipfel. Über den Gletscher ging es zum Einstieg in das berühmte 40° steile Glocknerleitl. Durch dieses gelangte man schließlich auf den Gipfelgrat. Da der Berg nach wie vor komplett in den Wolken lag, konnte man nur erahnen, wie weit die Felsen hier ins Tal abfielen. Vielleicht war das gar nicht so schlecht, da diese Tour meine erste in wirklich ausgesetztem Gelände war. Sicher war jedoch, dass sich der Blick vom Gipfel bei einer Sichtweiter von geschätzten 50 Metern in Grenzen halten würde.
Gewaltige Morgenstimmung am Beginn des Kötnizkees.
Gewaltige Morgenstimmung am Beginn des Kötnizkees.
Ab und zu rissen die Wolken für kurze Zeit auf...
Ab und zu rissen die Wolken für kurze Zeit auf...
...und zogen direkt wieder zu.
...und zogen direkt wieder zu.
Kurz hinter der Adlersruhe
Kurz hinter der Adlersruhe
Die Schlüsselstelle der Tour bildete die Überschreitung des Kleinglockners, ein kleiner Vorgipfel seines höheren Nachbarn. Daran schloss sich der Abstieg in die Glocknerscharte an. Über einen etwa acht Meter langen schmalen Firngrat kamen wir zur letzten Kletterstelle (II). War diese überwunden, stand man auch schon auf dem Gipfel mit dem Kaiserkreuz. 
Ohne Frage war die Besteigung dieses Berges ein unglaubliches Erlebnis. Insbesondere der Wechsel zwischen Gletscher, Gratwanderung und leichter Kletterei machte großen Spaß. Trotzdem hielt sich die Euphorie beim Erreichen des Gipfels in Grenzen, was einzig und allein am Wetter lag. Irgendwo im Nirgendwo zu stehen und um sich herum nur grau zu sehen, war nicht das größte Gipfelglück. Deshalb und wegen Gegenverkehrs durch weitere Bergsteiger, die sich noch im Ausftieg befanden, hielten wir uns auch nicht lange auf dem Gipfel auf, sondern stiegen ab, bevor sich in der Glocknerscharte alles stauen würde.
Anstieg zur Adlersruhe
Anstieg zur Adlersruhe
Das Glocknerleitl
Das Glocknerleitl
Der Rückweg verlief auf dem gleichen Weg. Hier schickte mich der Bergführer als Seilschaftsersten voraus und ich durfte den gesamten Gipfelgrat als Erster abklettern, was eine interessante Erfahrung war. Sicherlich half es auch, dass ich etwa ein Jahr zuvor mit Sportklettern begonnen hatte. Ich kletterte wahrlich noch nicht die schwersten Routen, bis dahin konnte ich höchstens eine 6+ in der Halle vorsteigen. Der Gipfelgrat des Großglockners ist mit II zudem relativ leicht, allerdings schadete es natürlich nicht, zu wissen, welche Griffe man halten kann und wie man einen sicheren Halt findet. Der Bergführer bestätigte mir das auch und meinte, ich solle mal den Stüdlgrat, den quasi gegenüberliegenden Grat auf den Großglockner, klettern. Mit III+ war dieser deutlich schwieriger und galt unter Anderem als gute Vorbereitung auf meinen Traumberg, das Matterhorn. Vielleicht würde sich dabei auch eine bessere Aussicht bieten - allein deswegen musste ich nochmal hier herkommen.
Anderen Bergsteigern erging es derweil sichtlich anders. Als wir uns an den Abstieg machten, waren, wie erwähnt, einige noch mit dem Aufstieg beschäftigt. Davon waren wiederum einige sehr zaghaft unterwegs oder kamen in der Glocknerscharte gar nicht mehr weiter. Man musste sich hier wirklich bewusst sein, dass die Schwierigkeit der Kletterei hier nicht entscheidend war, sondern dass der Grat stark exponiert war. Es gab definitiv große Unterschiede, eine II auf über 3.700 Metern in ausgesetztem Gelände zu klettern oder in der Halle. Ob man ersteres konnte, sollte man vor der Tour beurteilen können, bevor man sich selbst und Andere gefährdete.
Auf dem höchsten Berg Österreichs!
Auf dem höchsten Berg Österreichs!
Abstieg
Abstieg
Ein Murmeltier
Ein Murmeltier
Nachdem wir den Grat verlassen hatten, war der Rest des Abstiegs nicht mehr schwierig. Vor allem ging es durch den Schnee sehr schnell voran. Auf der Erzherzog-Johann-Hütte gab es erneut eine Pause mit gutem Kuchen, bevor es weiter zur Stüdlhütte ging. Den Gletscher herunter konnte man regelrecht rutschen, wobei es einen schonmal auf den Hosenboden legte - oder eben auf die andere Seite. 
Auf der Stüdlhütte angekommen, erwartete uns ein wohlverdienter (und sehr guter) Kaiserschmarrn. Wir nutzten die Gelegenheit, um uns noch ein bis zwei Stunden auf der Hütte auszuruhen, bevor Christian und ich uns zur Schlussetappe aufmachten. Es folgten zum Schluss noch einmal 900 Höhenmeter Abstieg zum Lucknerhaus, wo ich übernachtete. Auf dem Weg konnten wir hier einige Murmeltiere beobachten, wodurch der Abstieg nicht ganz so zäh wurde. Am nächsten Tag ging es dann wieder zurück nach Hause.