Bekannt für die große Auswahl an Klettersteigen, ist die Alpspitze im Wettersteingebirge ein beliebtes Tourenziel. Relativ einfach zu erreichen ist sie von der Bergstation Osterfeldkopf der Alpspitzbahn über die Alpspitz-Ferrata, etwas schwieriger ist zum Beispiel der Anstieg von der Höllentalangerhütte über das Matheisenkar und die Grieskarscharte, den ich bei meiner Tour wählte. Konditionell starke Bergsteiger können diese an einem Tag gehen. Da ich erst mittags in Garmisch ankam, teilte ich sie jedoch auf zwei Tage auf.
Vorneweg: Ich unternomm den Klettersteig alleine, was an sich auch unproblematisch war. Bei den Wetterbedingungen, die sich am Gipfeltag letztlich ergaben, würde ich das aber vermutlich nicht mehr tun. Nässe, Nebel, damit einhergehende schlechte Sicht und Gewittergefahr waren nicht unbedingt die beste Kombination, um ohne Begleitung unterwegs zu sein. Dazu kam, dass auch sonst niemand von der Höllentalangerhütte aus die Alpspitze besteigen wollte, die meisten hatten die Zugspitze als Ziel.
Fußweg nach Hammersbach. Links die Alpspitze, rechts der Waxenstein
Fußweg nach Hammersbach. Links die Alpspitze, rechts der Waxenstein
Im Höllental
Im Höllental
Startend in Garmisch-Partenkirchen folgte ich zunächst dem Fußweg nach Hammersbach, von dort begann der eigentliche Zustieg zur Höllentalangerhütte über die eindrucksvolle Höllentalklamm. Das Wetter war an diesem Tag noch sehr gut, fast zu gut um genau zu sein. Bei starker Hitze und prallem Sonnenschein kam ich deutlich stärker ins Schwitzen als gewöhnlich, obwohl die konditionellen Anforderungen sich noch in Grenzen hielten. Die Höllentalklamm war so gesehen eine dankenswerte Abkühlung.
Höllentalklamm
Höllentalklamm
Am Ausgang der Klamm
Am Ausgang der Klamm
Angekommen an der Hütte, bezog ich kurz mein Zimmer und betrachtet danach die ersten Meter des Anstiegs zur Alpspitze. Dieser führte am Anfang durch ein kleines Waldstück und zweigte bei einem Wegweiser ab. Allerdings war die Pfadspur hier wenig ausgeprägt, sodass man diese im Dunkeln auch mit Wegweiser nicht so einfach finden würde. Wegen des angekündigten Gewitters am Nachmittag des nächsten Tages wollte ich sehr früh starten. Daher war es gut, diesen noch genauer angeschaut zu haben.
Von der Höllentalangerhütte war ich, ehrlich gesagt, wenig begeistert. Weder kulinarisch, noch was Infos zu Touren und Wetter anging. Als ich bei der Hütte nachfragte, ob der Matheisenkarsteig bei der gegebenen Wetterlage machbar sei, sagte man mir nur, ja, es könne am Nachmittag ein Gewitter geben. Danke, soweit war ich auch schon - die Aussage half so wirklich gar nicht. Immerhin schienen alle anderen Bergsteiger, die auf die Zugspitze wollten, sich um das Wetter keine Sorgen zu machen. Zwei, die ich auf der Hütte traf, wollten um 8 Uhr entspannt zum höchsten Berg Deutschlands aufbrechen - das fand ich, sagen wir, mutig, sollte letztendlich aber doch ohne Probleme möglich sein.
Das Höllental
Das Höllental
In der Bildmitte im Hintergrund: die Zugspitze
In der Bildmitte im Hintergrund: die Zugspitze
Also blieb auch ich bei meinem Plan. Um etwa 5:30 Uhr ging es los. Nach der besagten Abzweigung stieg der Weg bereits ziemlich steil an und einige Höhenmeter zwischen dichtem Gestrüpp später, erreichte ich das Matheisenkar. Mittlerweile war es auch einigermaßen hell geworden, dafür sorgte nun dichter Nebel dafür, dass sich an den Sichtverhältnissen wenig änderte. Über diverse Altschneefelder suchte ich den Einstieg zum Klettersteig und verlief mich dabei direkt. Allerdings erfoderte es zum Glück nur wenige Meter im Rückwärtsgang, um wieder auf den richtigen Weg zu gelangen. Nach einer kurzen Querung nach links über ein Geröllfeld, konnte ich die ersten Klettersteigversicherungen und Markierungen erkennen, ich war hier wohl richtig.
Die Warnschilder über Gefahr durch von anderen Bergsteigern ausgelösten Steinschlag konnte ich getrost ignorieren. Außer mir war hier weit und breit niemand zu sehen, nur eine einzige Gams zeigte sich einmal.
Beginn des Matheisenkars
Beginn des Matheisenkars
Auf dem Weg zum Einstieg in den Klettersteig
Auf dem Weg zum Einstieg in den Klettersteig
Ein bisschen neblig war's
Ein bisschen neblig war's
Der einzige Wegbegleiter
Der einzige Wegbegleiter
Der Klettersteig selbst war mit der Schwierigkeit B / C bewertet und bestand zum Großteil aus Gehgelände oder leichter Kraxelei. Nur an zwei Stellen führte der Weg durch ein steiles, glattes Felsstück. Dort brauchte man die Eisenstifte tatsächlich mal. Insbesondere wegen der Nässe - mittlerweile hatte es angefangen zu regnen - sollte man hier vorsichtig sein. Zum Schluss zog sich der Steig etwas in die Länge. Teils wurde das Gelände steiler, im Nebel konnte man aber nicht erkennen, wann die Grieskarscharte, der Ausstieg des Steigs, erreicht sein würde. Und so tauchte eine weitere Felswand nach der anderen auf.
Irgendwann war die Grieskarscharte dann doch erreicht. Rechts zweigte der Weg zum Jubiläumsgrat Richtung Hochblassen ab, links führte der Felsgrat zur Alpspitze. Auf der Hütte hatte ich gelesen, der Grat sei stark ausgesetzt, was sich in meinen Augen aber nicht bewahrheitete. An den meisten Stellen war der Grot bestimmt zwei Meter breit, wirklich ausgesetzt war es selten. Ein paar Kletterstellen im ersten Grat sollte man beherrschen, die leicht schwierigeren Stellen waren durch Stahlseile entschärft. Wer ein Mindestmaß an Trittsicherheit und Schwindelfreiheit mitbrachte, hatte dabei keine Probleme.
Nach wenigen Minuten Kraxelei stand ich am Gipfel. Aussicht gab es leider keine, der Nebel war genau so dicht wie zuvor im Klettersteig. Einmal stand ich etwa zehn Meter vom Gipfelkreuz entfernt, konnte es im Nebel noch gut erkennen. Nachdem ich mich aber einmal kurz umgedreht hatte, war das Kreuz auch schon im Nebel verschwunden, so gering war die Sichtweite. Immerhin hatte ich den Gipfel für mich alleine, schließlich hatte ich diesen schon kurz nach der ersten Fahrt der Alpspitzbahn erreicht. Zu dieser Zeit waren die Begeher der Alpspitz-Ferrata höchstens auf dem halben Weg. Diese kamen mir dann im Abstieg entgegen, weshalb es sich teilweise etwas staute. Viel Betrieb war aber ohnehin nicht, das sah an sonnigen Tagen ganz anders aus.
Das Loisachtal, im Hintergrund ist der Starnberger See zu erkennen., links das Kreuzeckhaus
Das Loisachtal, im Hintergrund ist der Starnberger See zu erkennen., links das Kreuzeckhaus
Die Alpspitze für kurze Zeit nicht im Nebel
Die Alpspitze für kurze Zeit nicht im Nebel
Wenig später waren die Wolken schon wieder zurück.
Wenig später waren die Wolken schon wieder zurück.
Blick auf Garmisch-Partenkirchen
Blick auf Garmisch-Partenkirchen
Die Alpspitz-Ferrata war einfacher als der Matheisenkarsteig, eher ein Klettersteig für ein Einsteiger. Trotzdem hatte ich teilweise das Gefühl, dass manche Sicherungen doch leicht überflüssig waren, da sie manches Gehgelände schwieriger machten, als es war. Am Ende der Alpspitz-Ferrata schloss sich ein kurzer Wanderweg zum Osterfeldkopf an. Hier legte ich eine kurze Pause ein. Nach kurzem Überlegen entschloss ich mich, zu Fuß ins Tal abzusteigen, statt mit der Bahn herunter zu fahren. Schließlich hielt das Wetter deutlich besser, als erwartet, außerdem sträubte ich mich dagegen, Geld für die Bahn zu zahlen.
Im Abstieg kam auch endlich mal die Sonne heraus, zu diesem Zeitpunkt wäre es auf dem Gipfel der Alpspitze sicher interessanter gewesen, da dieser gerade ausnahmsweise nicht im Nebel lag. Aber auch im Abstieg bot sich eine schöne Aussicht, im Süden auf das Wettersteingebirge, im Norden auf das Loisachtal, bis hin zum Starnberger See. 
Vorbei am Kreuzeckhaus ging es weiter zügig bergab. Dabei passierte nicht mehr besonders viel, die meiste Zeit folgte man einfach dem Wanderweg durch den Wald, der zum Schluss in Hammersbach endete. Auf dem selben Weg wie am Vortag ging es von dort zurück nach Garmisch-Partenkirchen.